Geschichte des LTG

70 Jahre LTG-Schulgeschichte

Ein infoformatives PDF vom Förder- und Freundeskreis des Ludwig-Thoma-Gymnasiums.

„Werden und Vollendung"

Zum 25-jährigen Jubiläum, 1974, und zur Einweihung des naturwissenschaftlichen Fachtraktes, 1975, brachte die Schule ihren Jahresbericht in Form einer Festschrift mit dem vielsagenden Titel „Werden und Vollendung" heraus. Darin hat der damalige Schulleiter Dr. lic Hans-German Weiß die Geschichte des Ludwig-Thoma-Gymnasiums nach gründlichen Recherchen ausführlich dargestellt. Dieser Aufsatz, der noch sehr nah am Geschehen lag - Lehrkräfte der ersten Stunde waren noch im Hause und ihre Erinnerungen noch frisch - ist heute selbst schon Teil der Schulgeschichte. Daher veröffentlichen wir ihn mit der freundlichen Zustimmung des heute in München im Ruhestand lebenden Autors hier in einem Auszug, der die ersten 15 Jahre, die Amtszeit des „Gründungsschulleiters" Ernst Haselbach umfasst, noch einmal, um die Anfänge der Schule der heutigen Schüler- und Lehrergeneration ins Bewusstsein zu rufen:

Auszug aus "Werden und Vollendung" von Oberstudiendirektor Dr. lic Hans-Germann Weiß

Der älteste Sohn, Hans Donaubauer, war siebenjährig am vormaligen Wohnort in Stuttgart von der Straßenbahn angefahren und tödlich verletzt worden. So getroffen, wollte es die Familie Donaubauer, wenn nur irgendwie möglich, vermeiden, dem Sohn in jungen Jahren einen weiten und gefährlichen Schulweg aufzubürden.

So gab die Familie Donaubauer ihren Sohn in Privatunterricht zu einem Lehrer in Leiberting. Dort befand sich eine Privatklasse von zunächst drei, später vier Schülern zusammen. Doch erkannte man bald, dass sich auf diesem Weg das Problem „Höhere Schule im Chiemseegebiet" nicht lösen lasse.

Im März 1949 wandte sich so J. Donaubauer mit der Idee einer Gründung einer Höheren Schule an den Vorsitzenden des Flüchtlingslehrerverbandes in Rosenheim, dem Lehrer aller Schulen und Fachrichtungen angehörten. Gleichermaßen für den Idealismus und für die Energie von Donaubauer spricht, dass er mit dem Fahrrad im nördlichen Chiemgau von Haus zu Haus fuhr, um für seine Idee zu werben. Dabei fand er viele Familien vor, die in einer ähnlichen Situation waren, aber auch sonst traf er nach und nach auf offene Ohren. Der Markt Prien mit seinem 1. Bürgermeister Peter Fichtl (1948 - 1960) sagte sofort Unterstützung zu.

Als in zahlreichen Elternversammlungen in verschiedenen Orten des Chiemseegebietes das Anliegen formuliert und bekanntgemacht war, wurde am 25. August 1949 die „Elternvereinigung Realschule Prien" in Prien gegründet. In der außerordentlichen Hauptversammlung am 9.9.1949 wurde die Satzung als „eingetragener Verein" errichtet.

„Die Höhere Schule“

Zwei Männer stehen am Anfang der Geschichte der „Höheren Schule" in Prien, sind ihr Motor und verkörpern wirtschaftliche Fundierung und erzieherischen Auftrag:

  • Josef Donaubauer aus Gstadt/Chiemsee (1949-1967)
  • Ernst Haselbach, Prien (1950-1967).

Die Idee der Schule, ihr Plan und ihre Gründung sind durch Josef Donaubauer (verst. 1972), Ingenieur aus Gstadt, geprägt, veranlasst durch die Notwendigkeit und durch ein persönliches, leidvolles Erleben: Der junge Sohn Franz Donaubauer hatte im Sommer 1948 in Gstadt die vierte Volksschulklasse abgeschlossen und sollte nun die Oberschule besuchen. Die örtlichen Gegebenheiten waren dazu mehr als ungünstig, da sich nur in den Kreisstädten Traunstein und Rosenheim Höhere Schulen befanden, die verkehrsmäßig nicht ohne große Mühe zu erreichen waren. So musste man, um nach Rosenheim zu gelangen, bis Rimsting-Bahnhof mit dem Omnibus fahren, um dort den Zug nach Rosenheim zu erreichen. Waren die Morgenverbindungen noch günstig, so nicht mehr die Verbindungen nach Schulschluss. Die Züge verkehrten in einem etwa zweistündigen Abstand, so dass sich in der Regel in Rimsting größere Wartezeiten ergaben, wollte man nicht die 6 Kilometer nach Gstadt zu Fuß zurücklegen.

Die Jahre 1949 bis 1953

Am 23. August 1949 konstituierte sich im Priener Hotel „Bayerischer Hof" bei der Gründerversammlung der "Elternvereinigung Realschule Prien" in Anwesenheit von 31 Personen der Vorstand:

  • Josef Donaubauer, Gstadt/Chiemsee
  • Dr. Gustav Schwab, Einharting bei Traunstein
  • Elfriede Friedrichs, Rimsting-Hochstätt
  • Elisabeth Kasperczyk, Prien
  • Charlotte Austermühle, Ratzing.

Gleichzeitig waren der Elternvereinigung 14 Personen beigetreten. Am 9. September 1949 wurde die Satzung einstimmig angenommen und der Antrag auf Eintragung in das Vereinsregister gestellt. "Vereinszweck ist die Errichtung und Unterhaltung einer Realschule in Prien, die wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung und Förderung der Schülerschaft, insbesondere von begabten und würdigen Schülern minderbemittelter Eltern, ferner die Erwerbung eines geeigneten Grundstückes oder Gebäudes mit den erforderlichen schulischen Einrichtungen". Einem Vereins- und Verwaltungsausschuss obliegt die Festsetzung der Lehrergehälter. Der Mitgliederbeitrag wird auf jährlich DM 2,— festgesetzt.

Der erste Unterrichtstag ist der 14. November 1949. Im Gasthaus Adalbert und Berta Hoffmann zu Salvator bei Prien, an der Straße nach Wildenwart über dem Eichental neben der spätgotischen Kirche "Sancti Salvatoris" aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts, hat die Elternvereinigung zwei Zimmer angemietet, die nun zu Klasszimmern ausgestattet werden. Mit dem Schulleiter, Studienrat Dr. Gustav Schwab (bis 22.5.51), unterrichteten Studienrat Ernst Haselbach, Mittelschullehrerin Ilse Natorp, Oberstudienrat i.R. Dr. Franz Hüller, Akad. Turn- und Sportlehrerin Gertrude Freiin von Lützow und Pfarrer Ludwig Goblitz-Pfeifer. 31 Schüler und 18 Schülerinnen besuchen eine 1. und eine 2. Klasse. Eine Woche vor Schulbeginn tagte erstmals im Gasthaussaal der Wirtschaft St. Salvator die "Elternvereinigung-Realschule Prien e.V.".

Man konnte ein gutes Anlaufen der Schule und eine fürs erste sehr erfreuliche Schülerzahl feststellen. Das Schulgeld wurde auf DM 15,— monatlich festgesetzt, in besonderen Härtefällen war Ermäßigung vorgesehen. Wegen des großen Einzugsgebietes wurde bereits jetzt die Errichtung einer "Schulautobus-Verbindung" Bernau-Aschau-Frasdorf-Prien bzw. Frasdorf-Aschau-Bernau-Prien beraten. Die Gründung eines Elternbeirates wurde besprochen. Über den Schulweg usw. geben die Anordnungen der Schulleitung ein anschauliches Bild. So musste das Betreten der Wiesen und Äcker, "die an dem Schulwege liegen", verboten werden. Ferner ist "das unnötige Befahren der Straße zur Schule, insbesondere der unübersichtlichen Kurve in der Nähe der Kirche ... aus Gründen der Verkehrssicherheit streng verboten". Da mehrere Schüler "beim Fischen in der Prien beobachtet wurden", ergeht ein diesbezüglicher Hinweis. Schließlich muss "das Hinaufklettern am Zaun und Übersteigen des Zaunes (um das Anwesen der Gastwirtschaft) ..., wie jedwede Beschädigung desselben" untersagt werden. So ist es ratsam, "sich überhaupt nicht in der Nähe des Zaunes aufzuhalten". Schließlich wird öfters darauf hingewiesen, dass die Kinder "auf den Straßen in landesüblicher Weise die Erwachsenen grüßen sollen". Man sieht, auch hierin unterscheiden sich die Schüler und Schülerinnen nicht von denen aller Schulen zu jeder Zeit.

Wegen der behelfsmäßigen Unterbringung der Schule im Gasthaus Hoffmann wurde bereits jetzt der Vorschlag eingebracht, einen neuen Schulbau ins Auge zu fassen. Es kennzeichnet mehr als viele Worte die allgemeine Notlage der Nachkriegszeit, dass beschlossen werden musste, Ausschusssitzungen bei schlechter Witterung ausfallen zu lassen, da der Hin- und Rückweg für die auf das Fahrrad angewiesenen Mitglieder, die aus Frasdorf, Bernau usf. kamen, wegen der Anstrengung und besonders wegen der Beschädigung der wertvollen, da selten gewordenen guten Kleidung unzumutbar war.

Im zweiten Schuljahr 1950/51 werden 3 Klassen geführt, ein dritter Raum wird in St. Salvator angemietet.

Am 23.5.1951 übernimmt Studienrat Haselbach die Leitung der Schule. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 1.9.1967 hat er die Schule geprägt. Zusammen mit J. Donaubauer hat er die Schule aus den ersten Anfängen zur Vollanstalt eines mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasiums geführt, in schwieriger Zeit die erforderlichen Baumaßnahmen in die Wege geleitet und erfolgreich zum Abschluss gebracht.

Seit 4.4.1951 hat Walter Oberhorner, seit 7.10.1950 2. Kassier, die Führung der Kassengeschäfte der Elternvereinigung inne. Die Fachlehrerin Ilse Natorp unterrichtet seit 14.11.1949 bis heute an der Schule. Rechtsanwalt Dr. Heinrich Wrede, Aschau, seit 24.5.1952 Mitglied der Elternvereinigung, ist von 1953 bis 1967 als 1. Vorsitzender des Elternbeirats, von 1965 bis heute als 1. Vorsitzender der Elternvereinigung tätig.

Der geplante Schulhausneubau nimmt Konturen an. Einmal ist das im Gemeindebesitz befindliche Flugplatzgelände im Gespräch, auf dem ein „Schuldorf" mit 4 Schulhäusern, einer Turnhalle und einem Sportplatz errichtet werden soll. Man will dann gegen Ende 1951 vorerst e i n Schulgebäude mit 6 Klasszimmern errichten und die Realschule und eine noch zu errichtende Mittelschule unterbringen. Als Alternativlösung wird ein Schulbau auf dem Herrenberg erwogen. Doch schließlich sieht man vom Herrenberg ab, weil hier zusätzlich Kosten durch Ankauf des Baugrundes, der in privaten Händen ist, entstehen.

Die Endplanung dieses Schulzentrums ist auf 34 Schulräume berechnet, die in mehreren Bauabschnitten errichtet werden sollen. Das anspruchsvolle, im Augenblick jedoch zu große Objekt muss - vorerst um ein Jahr - aufgeschoben werden. Der Vorstand muss sich um die Beschaffung eines 4. Klassenraumes bemühen.

Im Schuljahr 1951/52 werden bereits vier Klassen mit insgesamt 131 Schülern und Schülerinnen geführt. Die neue Klasse findet ihre Unterkunft in der „Schulbaracke", die auf dem Nachbargrundstück von Zimmermeister Göttlinger aus Frasdorf erstellt wird. Die Kosten werden durch Spendenaktionen, Listensammlung, Bausteinaktion, Eintrittsgebühren zu einem Weihnachtsspiel, Zuschüsse des Staates und des Kreises Rosenheim, nicht zuletzt durch Spenden der Geschäftswelt von Prien zum großen Teil aufgebracht. Ein späterer doppelwandiger Ausbau macht diese "Schulbaracke" winterfest. Da für das kommende Schuljahr 42 Schüler und Schülerinnen angemeldet werden, ist die Beschaffung eines fünften Unterrichtsraumes drängend. Da die Errichtung einer zweiten Schulbaracke auf dem Nachbargrundstück vom Eigentümer nicht genehmigt wird, wird ein Raum im 2. Geschoß der Gastwirtschaft angemietet und zu einem Schulraum ausgebaut.

Wegen des guten Besuches der Schule regt E. Haselbach an, nun intensiv die Verstaatlichung der Schule in die Wege zu leiten. Landrat Georg Knott (seit 1948 Landrat) in Rosenheim und der Kulturreferent des Marktes Prien, Dr. Ernst von Schramm, werden dafür gewonnen. Die Bürgermeister Peter Fichtl (1948 - 1960) und Willy Betz (1952 - 1956) mit den Gemeinderäten, unterstützen tatkräftig das Vorhaben. Da jedoch 40 Anträge von Privatschulen auf Verstaatlichung beim Staatsministerium für Unterricht und Kultus vorliegen, kann mit einer raschen bzw. absehbaren Verbescheidung der Anträge nicht gerechnet werden.

Oktober 1951, im Schuljahr 1951/52, ist das an das Gasthaus St. Salvator angrenzende Grundstück, auf dem bereits die Schulbaracke steht, zum Verkauf ausgeschrieben. Da in Kürze die Oberstufe (7. - 9. Klasse) einzurichten ist, wird die Vergrößerung der Schule unabdingbar. Nur auf diesem Wege kann ferner die Schule über die sechsjährige Realschule hinaus zur neunjährigen Vollanstalt ausgebaut werden. E. Haselbach nimmt sich der Fragen intensiv und energisch an.

Die Einrichtung eines Physik- und Chemieraumes mit den Nebenräumen, ferner eines Zeichen- und Musiksaales sind Voraussetzungen. Auf E. Haselbachs Initiative wird der "Merz-Ausschuss" ins Leben gerufen, der unter Vorsitz von J. Donaubauer und unter tätiger Mitwirkung des Schulleiters, der beiden Bürgermeister P. Fichtl und W. Betz, der Schülereltern Baron von Lieven und des Bankvorstandes Hans Kraus, Prien, in Verhandlungen eintritt. Alle Modalitäten des Ankaufs der 3,2 Tagwerk großen Fläche und des darauf befindlichen Anwesens sind fast geregelt, als sich die Möglichkeit eines Schulbaues auf der Pfarrwiese gegenüber dem Hotel „Kampenwand" an der Seestraße bietet. Während dieser neuen Verhandlungen wird bekannt, dass der von dem Maurermeister Lorenz Hartinger 1875 erbaute Gasthof „Zur Kampenwand", der vom 1.7.1875 bis 1886 von der Mutter Ludwig Thomas gepachtet war und in dem der Dichter seine Jugendjahre verlebte, nun Eigentum der Bayerischen Vereinsbank, zum Verkaufe steht. Da jedoch der Verein „Siebenbürger Sachsen" bereits in Ankaufsverhandlungen eingetreten ist, ermöglicht der Markt Prien diesem Verein den Ankauf des Hauses „Guggenbichl" in Rimsting, das nun zum Altenheim umgebaut wird. Am 29.10.1952 besichtigt der Gemeinderat die „Kampenwand", am 6.11.1952 nimmt eine Kommission des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus das Gebäude in Augenschein und befristet gleichzeitig die Unterrichtserteilung in der „alten Schule", im Gasthaus St. Salvator, auf 5 Jahre, um eine überlegte und sinnvolle Lösung der Schulbaumaßnahmen zu ermöglichen. Da die Gutachten über die „Kampenwand" günstig ausfallen, kauft der Markt Prien unter den Bürgermeistern P. Fichtl und W. Betz nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderates vom 10.12.1952 das Anwesen Seestraße 23 und stellt es nach den notwendigen Umbauten renoviert mietweise der Schule am 14.4.1953 zur Verfügung. Auf Vorschlag von E. Haselbach erhält die Schule nach Zustimmung aller zuständigen Stellen den Namen „Private Ludwig-Thoma-Realschule",
weil der Heimatdichter seine Knabenjahre von 1875 - 1886 in diesem Hause, das die Mutter als Gastwirtschaft gepachtet hatte, verbrachte. Am gleichen Tage nimmt die Schulgemeinde von St. Salvator und der Familie Adalbert und Berta Hoffmann Abschied.

Die Jahre 1953 bis 1955

Im Schuljahr 1953/54 werden sechs Jahrgangsstufen in 7 Klassen geführt. 227 Schüler (148 Schüler und 79 Schülerinnen) werden von 18 Lehrkräften, von denen 8 hauptamtlich und 10 nebenamtlich sind, unterrichtet. Im Hof wird ein Schulpavillon in Holzbauweise mit zwei Klassenzimmern errichtet.

Am 24. September 1953 wird die Schule durch den Ministerialbeauftragten Oberstudiendirektor Muthmann und einigen Herren der Regierung besichtigt, die sich alle anerkennend aussprechen. Mit gewohnter Zielstrebigkeit und mit dem Blick für das Notwendige und Zweckmäßige geht nun E. Haselbach an die Eröffnung eines Schülerheimes, um Kindern aus schulfernen Orten den Besuch einer Höheren Schule bei einer von Verantwortung getragenen Unterbringung zu ermöglichen.

Damit konnten auch die vorhandenen Einrichtungen und die hoteltechnischen Anlagen wieder Verwendung finden. 20 Schüler wohnen im Internat. Die Elternvereinigung, Trägerin des Schülerheims, bestellt den Schulleiter E. Haselbach zum Internatsleiter. Er ist in dieser Stellung bis 31.8.1970 tätig. Heimerzieher und stellvertretender Internatsleiter wird Studienassessor Albert Fellner (bis 1.9.1954).

Mit Schreiben vom 21.5.1954 wandte sich die Elternvereinigung an das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, die Aufstockung der privaten Ludwig-Thoma-Realschule zur 9-klassigen Vollanstalt zu genehmigen. Hierbei bieten Elternvereinigung und Schulleitung die Übernahme neuer und noch größerer Opfer an, wenn sie ihrem Ziele näher kommen können. Anstelle eines geplanten zweigeschossigen Pavillons mit vier Klasszimmern planen sie die Errichtung eines neuen Schulgebäudes als I. Bauabschnitt, damit die „Kampenwand" ausschließlich als Internat benützt werden kann. Damit war nun die Aufgabe gestellt, wegen eines notwendigen Grundstückkaufes oder Tausches mit dem angrenzenden Nachbarn, dem Landwirt Franz Stephan, Besitzer des Rafenauer-Anwesens, Verhandlungen aufzunehmen, den Gemeinderat für diesen Plan zu gewinnen und sich ein erforderliches Vorverkaufsrecht zu sichern. Vorher schon hatte der Markt Prien der Schule am 10.3.1954 ein Erbbaurecht auf den gemeindeeigenen Grundstücken entlang der Flurgrenze des Anwesens und Grundstückes der „Kampenwand" auf 99 Jahre eingeräumt.

Die Elternvereinigung mit Schülerheim erstellte nach den Plänen des Architekten Franz Speiser zu Beginn des Schuljahres 1954/55 den Bauabschnitt I als naturwissenschaftlichen Trakt, von dem am 18.1.1955 das erste Obergeschoß mit drei Klassenzimmern und zwei Ausweichzimmern benützt werden konnte.

Ende Juni 1955 wurden das Erd- und Kellergeschoß fertiggestellt. Am 28.10.1955 fand die feierliche Einweihung zusammen mit der Übergabe an die Schule in Anwesenheit des Ministerialbeauftragten OStD Wilhelm Muthmann, des Landrates Georg Knott, des 1. Bürgermeisters P. Fichtl, des Gemeinderates und vieler Ehrengäste statt. Gleichzeitig wurde die Schule durch Ministerialentschließung in "Private Ludwig-Thoma-Oberrealschule" umbenannt.

Die Jahre 1955 bis 1960

Das Schuljahr 1955/56 brachte so die entscheidende Wende zur Vollanstalt. Es werden nun 218 Schüler und 97 Schülerinnen in 11 Klassen in 8 Jahrgangsstufen unterrichtet. Der zahlreiche Schulbesuch von Mädchen aus schulfernen Orten machte die Errichtung eines Heimes für Schülerinnen notwendig, das im „Haus Bucheneck" der Frau Else Braun aus Prien-Otterkring unter der Leitung der Elternvereinigung vorerst mit 15 Plätzen eingerichtet und genehmigt wird (1955 - 1960). Da Ende 1955 vorauszusehen ist, dass die Schule erneut 3 Klassenräume, das Internat einen neuen Raum benötigen, wird der Ausbau des Gesamtprojektes „Schulhausbau" wieder von den zuständigen Gremien beraten. Von den drei Möglichkeiten: Aufstockung des Traktes I, Beginn des II. Bauabschnittes, Parallelbau an der Ostseite des Schulhofes, neigt man vorerst der zweiten bzw. dritten Lösung zu, um sich dann gegen Ende April 1956 für die Inangriffnahme eines dreistöckigen II. Bauabschnittes zu entscheiden, da die Grundstücksverhandlungen mit den Anliegern erfolgversprechend verlaufen. Da jedoch die Finanzierung trotz allen Bemühungen nicht zu tätigen ist, will man diese Lösung aufschieben.

Wieder appelliert E. Haselbach an die bewährte Opferbereitschaft der Eltern, schlägt die Konstituierung eines Finanzierungsausschusses vor und ruft zur Beibringung der notwendigen Geldmittel auf. Als Zwischenlösung wird im Mai 1957 ein gemauerter Schulpavillon mit drei Klassenzimmern auf dem Schulhof nach den Plänen des Architekten Joachim Wolff errichtet.
Am 17.9.1956 wird der Schule rückwirkend zum 1. Juli 1956 die staatliche Anerkennung durch das Staatsministerium ausgesprochen.

Die wachsende Schülerzahl macht Verhandlungen mit Frau Anna Hauch, die das im Norden an die Kampenwand anschließende „Hauchhaus" besitzt, erforderlich, die am 1.9.1958 zum Kauf des Hauses und zum Einbau von 2 Schulräumen im Erdgeschoß führen.

Das Wirken und die Leistung des Schulgründers J. Donaubauer, die durch den Ausbau zur Vollanstalt und durch die staatliche Anerkennung einen ersten Abschluss gefunden haben, werden durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande gewürdigt.

J. Donaubauers und E. Haselbachs Bestreben war nun die Verstaatlichung der Schule, die jedoch die Übernahme der Sachlasten und die Errichtung von ausreichenden Schulgebäuden durch den Markt Prien zur Voraussetzung hatten. Das Jahr 1957 ist so durch das Bemühen der Elternvereinigung der Schule und der Gemeinde um Verstaatlichung der Schule gekennzeichnet.

Die Pläne für den II. Bauabschnitt werden von Architekt J. Wolff ausgearbeitet. Das gemeinsame Bemühen führt zum Beschluss des Gemeinderates vom 22.10.1958, die Sachlasten der Schule zu übernehmen und den räumlichen Ausbau der Schule sobald als möglich zu tätigen. Als erste Abiturienten konnten am 18.7.1957 1 Schülerin und 5 Schüler entlassen werden.

Die Jahre 1960 bis 1965

Die Verstaatlichung der Schule ab 1.10.1960 wurde am 3.10.1960 in Anwesenheit der Universalerbin Ludwig Thomas, Frau Maidi Liebermann von Wahlendorf, der Betreuerin der Ludwig-Thoma-Stiftung in Tegernsee/Tuften, der stetigen Förderin der Schule, die auch der Namensverleihung an die Schule zugestimmt hatte, des Staatsministers Dr. Dr. Alois Hundhammer, des Landrates Georg Knott und vieler anderer Ehrengäste in den „Kurlichtspielen" feierlich begangen. Die kulturelle Bedeutung der Schule, der Opfersinn und Idealismus des Marktes Prien, der Schulleitung und der Lehrerschaft, schließlich aller Bürger, Schüler und Schülerinnen, ferner die Tatsache, dass sich eine private höhere Schule in so kurzer Zeit zur staatlichen Vollanstalt entwickeln konnte, wurden besonders hervorgehoben.

Am 21.4.1959 hatte die Familie Stephan, Besitzerin des Rafenauer Anwesens in der unmittelbaren Nachbarschaft der Schule, dem Markt Prien käuflich eine für den räumlichen Endausbau der Schule erforderliche Teilfläche überlassen. Dank diesem Entgegenkommen des Besitzers des Rafenauer-Anwesens konnte die Planung für den II. Bauabschnitt abgeschlossen werden. Am 14.11.1959 konnte die Schule ihr 10- jähriges Bestehen feiern, am 1.1.1961 wurde vom Staatsministerium die Beförderung des Schulleiters E. Haselbach zum Oberstudiendirektor ausgesprochen.

Das am 1.8.1961 begonnene dreistöckige Bauwerk mit 12 Klassenzimmern konnte bereits am 10.10.1962 vom 1. Bürgermeister Adolf von Bomhard der Schule übergeben werden. Es unterrichten nun 28 Lehrkräfte 374 Schüler in 15 Klassen. Zwei Erzieher und 9 Heimangestellte betreuen die 46 Heimschüler.

1964/65 wurde ein realgymnasialer Zweig mit Englisch als 1. Fremdsprache angegliedert. In 17 Klassen unterrichten 26 hauptamtliche und 8 nebenberufliche Lehrkräfte 429 Schüler und Schülerinnen.

Die Jahre 1965 bis 1974

Am 1.9.1965 wird der Schule die Bezeichnung „Ludwig-Thoma-Gymnasium, Mathematisch-naturwissenschaftliches und neusprachliches Gymnasium" verliehen. Die große Schülerzahl: 458 Schüler und Schülerinnen in 18 Klassen, machte erneut eine Erweiterung der Schule notwendig.

Nach den Plänen von Architekt J. Wolff, der bereits den II. Bauabschnitt erstellt hatte, wird von der Marktgemeinde Prien als Sachlastenträgerin der III. Bauabschnitt am 1.4.1966 in Angriff genommen, nachdem die Familien Bogenberger und Stephan den notwendigen Grund dankenswerterweise dem Markt käuflich überlassen haben. Um Platz für den Neubau zu schaffen, muss der 1957 erstellte (2.) Schulpavillon - der erste musste bereits 1961 weichen - abgerissen werden. Der Neubau enthält: Direktorat mit Sekretariat und Registratur, Lehrerzimmer, Arbeitszimmer und Bibliothek, Zeichensäle und Musiksaal, Orchesterraum, Handarbeitsraum, neun Klassenzimmer, zwei Elternsprechzimmer, Arztzimmer, Fotolabor und, meist im Dachgeschoß, 23 Nebenräume.

Da Oberstudiendirektor E. Haselbach, der den Neubau schulisch betreut hatte, am 31.8.1967 in den verdienten Ruhestand trat, konnte er an der Einweihung und feierlichen Übergabe am 11.11.1967 nicht mehr als amtierender Direktor teilnehmen. In der feierlichen Verabschiedung am 17.7.1967 im Kreise der Mitbegründer, Ehrengäste, Eltern, Lehrer und Schüler wurden seine Verdienste, seine Aktivität, sein Können und die vertrauensvolle Zusammenarbeit von allen gewürdigt.

Die Übergabe der Schule durch den Markt am 11.1.1967 in Gegenwart von Staatsminister Dr. Dr. Alois Hundhammer, der Sachwalterin des Ludwig-Thoma-Erbes, Frau Maidi Liebermann von Wahlendorf, Landrat Knott, des Vorsitzenden des Elternbeirates, Oberlandesgerichtspräsident a. D. Dr. Sigmund Elsäßer, des 1. Vorsitzenden der Elternvereinigung, Rechtsanwalt Dr. H. Wrede und zahlreicher Ehrengäste durch den 1. Bürgermeister F. Seebauer (seit 1966) an den neuen Schulleiter, Oberstudiendirektor Dr. Felix Ammer, vergegenwärtigte die Geschichte der damals einzigen höheren Schule mit Abiturberechtigung im Landkreis Rosenheim.